Auf der ca. 40 ha umfassenden Fläche der ehemaligen Nibelungenkaserne führt die Stadt Regensburg seit 2009 eines der bedeutendsten Konversionsprojekte in der Region durch. Eingefasst durch einen großzügigen öffentlichen Freiraum entstand neben verschiedensten Nutzungen insbesondere Wohnungsbau für verschiedenste Zielgruppen. Im südwestlichen Bereich des Areals wurden Grundstücke für inklusive Wohnprojekte vergeben.
Hier realisierte der Verein ‚zweitesLeben e.V.‘ geeigneten Wohnraum für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben für Menschen mit erworbener Hirnschädigung. In einem engen und nutzer-orientierten Planungsprozess entstanden 14 barrierefreie Wohnungen, davon 11 uneingeschränkt rollstuhltauglich. 9 Wohnungen wurden im Rahmen der EOF Förderung von der Regierung der Oberpfalz gefördert. Die Wohnungen weisen Flächen von 52 bis 92 m² auf. Allen Bewohnern stehen neben ihrer Wohnung ein Gemeinschaftsraum mit zwei Außenterrassen im Erdgeschoß sowie eine Dachterrasse mit Gemeinschaftsküche und barrierefreiem WC zur Verfügung.
Die fußläufige Erschließung erfolgt über den nordorientierten Freibereich mit überdachtem Eingang, sowie im Gebäudeinneren über großzügig verglaste Foyers. Bedingt durch seine Quartierrandlage zum bestehenden Park wurden im Süden und Westen großzügige Balkonzonen vorgelagert, von welchen sich den Bewohnern ein wunderbarer Blick ins sprichwörtlich „Grüne“ bietet. Alle Balkone sind schwellenlos erreichbar und mit dem Wohnraum durch große, bodentiefe Fenster verbunden.
Der Balkon wird so zum zusätzlichen Zimmer. Die uneingeschränkt rollstuhlgerechten Wohnungen weisen den notwendigen Rollstuhlwechselplatz in einer Fluraufweitung nach, was zu ungewöhnlich großzügigen und multifunktionalen Grundrissen führt.
Beim Bau wurde von Bauherren und Architekten auf die Verwendung nachhaltiger Materialien Wert gelegt. So konnte das 3- geschossige Gebäude ausschließlich in massiver Ziegelbauweise realisiert werden, im Inneren wurde reiner Kalkputz verwendet.
Das herausragende, ehrenamtliche Engagement der Bauherren sowie die bunte Bewohnerschaft sollten sich in einem „Unikat“ an Bauwerk ausdrücken. Ein monochromes Gebäude in gedecktem Grün erhält einen Einschnitt, sowie die additiven Balkonzonen in der Vereinsfarbe des ‚zweitesLEBEN e.V.‘. Das Materialkonzept der allgemein zugänglichen Innenbereiche wie Foyers, Treppenhäuser und Gemeinschaftsräume wurde konsequent kontrastreich ausgeführt, um auch Bewohner mit Sehbeeinträchtigungen ein sicheres Wohnumfeld anbieten zu können.
Inklusive Wohnanlage mit 15 teilweise öffentlich geförderten Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Nibelungenkaserne
Standort: | Regensburg, Lore-Kullmer-Straße |
Lph: | 1-9 |
Bauherr: | zweitesLEBEN e. V. Regensburg |
Projektstand: | fertiggestellt 2020 |
Bearbeitung: | Markus Donhauser, Magnus Postweiler |
Projektleitung: | Enrico Bruckmeier |
Mitarbeit: | Clemens Schmitteckert, Hubert Wrba |
Freiflächen: | FLU Planungsteam, Regensburg |
Fotografie: | Herbert Stolz, Regensburg |